Solarlampe Frankreich um 1850

Nr. 88/32

Während man die Carcel- und Moderateurlampen mit hohem technischem Aufwand herstellte, wollte man auch einfachere und somit billigere Lampen bauen. Ein aus Deutschland stammender Lampenfabrikant namens Neuburger, der in der Rue Vivienne Nr. 4 in Paris seinen Betrieb hatte, verbesserte um 1840 eine neuartige Lampe die ohne Pumpe oder Spiralfeder arbeitete. Die sogenannte Solarlampe hat in England ihren Ursprung und wurde in den Jahren 1837/38 dort entwickelt. In erster Linie ist sie eine Lampe für Pflanzenöle, aber auch tierische Öle wurden eingesetzt. Besonders in Amerika fanden auch tierische Fette als Brennmaterial in der Lampe ihre Anwendung.

Die hier abgebildete Lampe besteht aus sechs Hauptteilen.

  1. Lampenfuß mit Bajonettaufnahme
  2. Innenkessel für den Brennstoff mit Mittelluftzug und Wendelrohr
  3. Außenbehälter mit dem Deflektordeckel
  4. 11''' Argandbrenner mit Spiraldochtregler
  5. Zylinder
  6. Lampenschirm

Der aufwendigste Teil ist die Nr. 2. Ein innenliegender Kessel zur Aufnahme des Pflanzenöles ist mit einem Argandbrenner versehen. Die Luftzuführung ist unterhalb des Kessels und wird über zwei Ringe, welche Bohrungen besitzen, angesaugt. Der Kanal des unteren Ringes speist von innen die Flamme mit Sauerstoff. Der obere Ring führt die Luft zwischen Außenbehälter und Innenkessel zum Außenbereich der Flamme. Die Dochtverstellung geschieht über einen Spiraldochtregler. Dieser wird durch drehen des gesamten Außenbehälters betätigt. Der Zylinder läuft im unteren Bereich trichterförmig aus und wird mit einer Überwurfmutter auf den Deflektordeckel aufgeschraubt. Die Blendwirkung der Flamme wird durch eine Mattglasglocke aufgehoben. Diese sitzt schließend auf dem Deflektordeckel.

Die Schnittzeichnung zeigt die Luftführung der Lampe. Obwohl die Solarlampe ein sehr weißes und helles Licht hatte und auch gegenüber den vorgenannten Lampen kostengünstig hergestellt wurde, baute man sie in Europa nur eine kurze Zeit lang (in Amerika jedoch etwas länger). Auch die Konstruktion der gleichen Lampe für Petroleum führte zu keinem erwünschtem Erfolg. Vermutlich deswegen, weil die Schattenwirkung des direkt unter der Flamme liegenden Tankes zu groß war und dadurch ein Arbeiten in diesem Bereich erschwert wurde.

Fundort: Flohmarkt Metz, am 17.12.1988. Ihr Zustand war sehr gut, jedoch sehr stark verschmutzt. Sie ist in allen Teilen noch original und bis auf den Schirm, der einen kleinen Riss aufzeigt, unbeschädigt. Auch der Fuß hat noch seine Originalfarbe die jedoch stark abgegriffen ist. Das verwendete Material an der Lampe ist Zink, Messing, Bronze und Glas. Die Konstruktion dieser Lampe ist sehr selten. Auch ist mir keine zweite Solarlampe mit dieser Luftführung und Dochtverstellung bekannt. Das Patent für diese Konstruktion wurde am 03.08.1844 an Levavasseur, Paris erteilt.

Größe: Fuß 13 cm im Dreieck, Höhe 20 cm, der Kessel ist 12 cm im Durchmesser und 15 cm hoch, der Durchmesser des Zylinders beträgt unten 52 mm oben 37 mm seine Höhe ist 16 cm, Gesamthöhe der Lampe 59 cm (eine sehr kleine Ausführung).

Aufbau der Lampe

Als Anmerkung muss gesagt werden, dass die Solarlampe einen verwirrenden Namen trägt. Solaröl ist ein Destillat aus bituminösem Schiefer. Die Solarlampe dagegen ist eine Lampe für pflanzliche bzw. tierische Öle und Fette. Die Fettlampe hatte jedoch am Innenbehälter eine wesentlich größere Füllöffnung.

Wegen des weißen Lichtes bekam die Lampe in Frankreich den Namen »Lampe solaire«. Der Originalname (von den Engländern gegeben) nennt sich »Solar Lampe«. Er stellt keineswegs eine Beziehung zum Solaröl dar, sondern den zum hellen Licht der Sonne.

Anmerkung: Der Spiraldochtregler wurde 1802 in England von Paul und Smethurst konstruiert.

Solarlampe - Aufbau der Lampe

1. Lampenglocke
2. Fuß mit Bajonettaufnahme
3. Innenbehälter (Ölbehälter) mit Wendelrohr
4. Außenbehälter
5. Deflektordeckel
6. Überwurfmutter für Zylinder
7. Zylinder
8. Transportrohr mit Docht

8a Dochthalter
8b Transportrohr
8c Docht, dieser wird an den Dochthalter angebunden