Die Moderateurlampe

Ein Deutschstämmiger, namens Neuburger, der in Paris in der Rue Vivienne Nr.4 eine größere Lampenfabrik betrieb, stellte 1854 einen Erweiterungspatentantrag für Moderateurlampen. Möglicherweise kamen aus diesem Grund die Mitglieder der Wissenschaften in Paris zusammen. Diese berieten unter anderem darüber wer die Moderateurlampe erfunden hat. Nach längeren Recherchen und Diskussionen einigte man sich auf den französischen Mechaniker FRANCHOT und datierte die Erfindung auf das Jahr 1836. Nachträglich traten Bedenken auf, denn es wurde nachgewiesen daß bereits seit 1827 an Lampen mit Spiralfeder und Ledermanschette gearbeitet wurde. Franchot, dem diese Ehre zugesprochen wurde, lehnte sie ab. An frühen Moderateurlampen arbeiteten unter anderen die Franzosen Joanne und Hougthon. Es wurde jedoch bis zum heutigen Tag nicht festgestellt, wer nun wirklich die Lampe, die in Frankreich so beliebt war, erfunden hatte.

Gegenüber der Carcellampe, die weitgehend von der Moderateurlampe abgelöst wurde, hatte diese zwei große Vorteile.

  1. Sie konnte wesentlich billiger hergestellt werden.
  2. War sie kaum reparaturanfällig.

Die Lampe wurde wie folgt betrieben

Nach dem man die Brennerhülse, auf der auch die Kugel oder die Tulpe ruht anhebt, wird ein Schacht frei, in den das Pflanzenöl eingefüllt wird. Wenn der Füllvorgang beendet ist, wird durch drehen am Windenschlüssel, der über ein Zahnrad auf eine Zahnstange wirkt, eine Ledermanschette gehoben. Unter dieser entsteht ein Unterdruck der durch das nachfließende Öl ausgeglichen wird. Durch diesen Hebevorgang wird eine Spiralfeder gespannt, die dann auf die Ledermanschette wirkt. Durch den Druck der Feder und dem Gegendruck des Öles wird die Ledermanschette an die Wandung des Ölbehälters gedrückt und dichtet dort ab. Das unter Druck stehende Öl wird durch das Teleskoprohr zum Brenner gedrückt. In diesem Rohr befindet sich der Moderateur, der auch der Lampe den Namen gegeben hat. Es ist meist ein ca. 3 mm im Durchmesser und ca. 20 cm langer abgeflachter Stahlstift. Die Fläche am Stift läuft nach oben konisch aus. Durch dieses konische System wird die Ölmenge zum Brenner geregelt. Ist der Druck der Feder auf das Öl groß, so ist der Durchgang am Moderateur klein. Durch den Verbrauch des Öles wird die Spannung der Feder geringer, somit auch der Druck des Öles. Der Moderateur gibt kontinuierlich eine größere Öffnung frei, und die Menge des Öles für die Flamme bleibt fast immer konstant. Somit ist auch die gleichbleibende Helligkeit der Lampe gewährleistet.

Der Brenner der Lampe ist immer ein Argandbrenner. Zwischen zwei konzentrischen Rohren wird ein Schlauchdocht geführt. Dieser ist vom Dochtschlüsselrad aus über eine Zahnstange verstellbar. Der gegenüberliegende Schlüssel ist zum Heben der Ledermanschette.

In Deutschland wurden Moderateurlampen von der Fa. Wild und Wessel, Berlin bis etwa 1870 in einer Stückzahl von ca. 60.000 hergestellt. Auch die Fa. Stobwasswer, Berlin stellte diese Lampen her. In Frankreich wurden sie bis ca. 1900, in Einzelfällen sogar bis 1914 gebaut. Die genaue Anzahl der Moderateurlampen die je gebaut wurden ist schwer festzustellen. Diese ist jedoch gegenüber der Petroleumlampe verschwindend gering.


Moderateur-Lampenpaar Frankreich um 1840

Bei dem Lampenpaar handelt es sich um sehr frühe Moderateurlampen. Diese wurden um 1840 von den Gebrüdern Levavasseur, die auch Carcellampen herstellten, gebaut.

Die Außenmäntel sind in Messingblech gearbeitet und mit Jagdszenen erhaben geprägt. Um die Lampen zu erhöhen stehen diese auf Ständern.

Der Innenbehälter ist aus Weißblech hergestellt. Dieser wird mit einem Bodendeckel aus verzinnter Bronze mittels vier Schrauben verschlossen. Abgedichtet wird er durch eine konische Fläche. Um den Deckel besser vom Behälter lösen zu können, ist er mit zwei Abdruckschrauben versehen. Eine für Moderateurlampen seltene und aufwendige Herstellung.

Mit einem zusätzlichen Blechdeckel, wie man ihn von Carcellampen her kennt, wird der Außenbehälter von unten geschlossen. In beiden Deckel sind Einstempelungen.

LEVAVASSEUR FRÈRES (= Gebrüder Levavasseur)
PAR BREVET D´INVENTION (= mit Erfinderpatent)
SANS GARANTIE DU GOUVERNEMENT (= ohne Garantie der Regierung)

Der Brenner wird mit zwei Schrauben im Trichter der Lampe befestigt. Zwei Flachstege die zwischen zwei Scheiben genietet sind, bilden das Brennergerüst. Auf der oberen Scheibe sind die beiden Brennerrohre aufgelötet. An dem einen Flachsteg ist eine geschlossene Winde zum Heben der Ledermanschette befestigt. An dem anderen ist das Führungsrohr für die Zahnstange der Dochtverstellung und das Teleskoprohr angebracht. Ein kurzer Moderateur wird von oben in das Teleskoprohr eingeschraubt. Dieser regelt die Ölmänge für die Flamme.

  • links: Argandbrenner mit kurzem, von oben eingeschraubtem Moderateur. Moderateur, links neben Brenner
  • rechts oben: Bodendeckel von Außenbehälter
  • rechts unten: Bodendeckel von Ölbehälter
  • links: abgestufte Spiralfeder
  • mitte: Zahnstange mit Grundplatte Teleskoprohr und Gewindeaufnahme für Nr. 5
  • rechts oben: Ledermanschette
  • rechts mitte: Konterplatte für Ledermanschette
  • rechts unten: Befestigungsmutter für Ledermanschette

Der immer größer werdende Bedarf an Licht lies die Wissenschaftler nach neuen Brennölen suchen. So wurde aus verschiedenen Rohmaterialien, wie zum Beispiel aus Braunkohle, Asphalt, Torf usw. zu Beginn des Jahres 1832 die ersten Kohlenwasserstoffe destilliert, und man gewann Solaröl, Photogen oder ähnliche Brennmaterialien. Diese waren leichter als die Pflanzenöle und bedurften eigener Brennerkonstruktionen. Die neuen Brenner kamen auf vielen Lampen zur Anwendung und bildeten einen Übergang zum Petroleumbrenner.

So wurden auf den ersten Petroleumlampen in Amerika Flachbrenner eingesetzt, die ihren Ursprung in den vorgenannten Kohlenwasserstofflampen hatten.

Nach der Einführung des Petroleums um 1859 in Europa wurde besonders in Deutschland und Österreich nach geeigneten Argandbrennern geforscht. Einer der ersten Brenner war neben dem Durchzugbrenner, der bereits 1840 von dem Deutschen Neuberger in Paris benutzt wurde und in seiner Solarlampe Anwendung fand, der Anbinderundbrenner.

Im Jahr 1865 entwickelte die Fa. Wild und Wessel, Berlin, den konischen Rundbrenner mit flachem Docht. Dieser erlangte 1870 im Kosmosbrenner seine volle Entwicklung. Während die ersten Dochtschlüsselräder der Lampen von Argand, Astral, Carcel, Moderateurlampen und andere nur flache oder ausgerundete Scheiben mit Rändelungen hatten, verwendete man nun Dochtschlüsselräder mit Firmenzeichen. Bei der Herstellung von Brennern wurden nicht immer eigene Firmenzeichen in die Dochtschlüsselräder geprägt. Bei größeren Bestellungen von Brennern konnte der Käufer eigene Initialen oder Figuren mit diesen einprägen lassen. Durch diesen Umstand ist es heute oft sehr schwierig Brenner den einzelnen Firmen zuzuordnen, oder Namen von Händlern ausfindig zu machen.

Der neu erfundene Brenner von Argand bedurfte auch eines neuen Namens. Die Franzosen nannten ihn Bec, was soviel wie Rüssel oder Schnabel bedeutet. Bec Carcel war auch die erste genormte Lichteinheit. Vor dieser waren die Begriffe Mondlicht oder Normalkerze gebräuchlich. Bec Carcel hatte bis 1884 Gültigkeit und wurde dann von der Einheit (HK) Hefnerkerze abgelöst (engl. Schreibweise: CP). Ab 1942 wird die Lichtstärke in Candela (cd) angegeben.


Petroleumlampe im Jugendstil, um 1900

Wie einfach muss die Bedienung der Petroleumlampen den damaligen Betreibern vorgekommen sein. Waren doch alle bis dahin handelsüblichen Öllampen in ihrer Konstruktion aufwendig und in ihrem Betrieb sehr pflegebedürftig. Darum wundert es auch nicht, wenn der Autor des Buches »Die Mineralöle, insbesondere Photogen, Solaröl, und Petroleum, sowie die Mineralöllampen« von Dr. Otto Buchner (aus dem Jahr 1864) schreibt:

»Die Lampenindustrie hat nicht minder ausgezeichnete Fortschritte gemacht. Kann sie noch weiter fortschreiten? In den neuen Erdöllampen hat sie Vortreffliches geleistet, das Beste, was bis jetzt in dieser Beziehung geboten wurde. Es muss der Zukunft überlassen bleiben, ob sie die Gegenwart überflügeln kann.«

Heute können wir über eine solche Aussage nur lachen, aber wird in der Zukunft nicht auch über uns gelacht werden?