Die Entwicklung des Brenners

Ein Brenner ist eine Vorrichtung, die

  • den Docht in sich führt.
  • diesen heben und senken kann.
  • die Sauerstoffzufuhr für die Flamme lenken und regulieren kann.

Was bewegte Argand zur Konstruktion eines Brenners?

Argand, geboren 1750 in Genf, besuchte von 1764 – 1768 die Hochschule. Seine Eltern wünschten sich für ihn eine Priesterkarriere. Aber die Lernlust von Argand wurde immer größer, und so entschloß er sich 1775, nach Paris zu gehen. Als junger Dozent arbeitete er an der Hochschule in Paris bei Professor Lavosier. Durch ihn entdeckte er seine Neigung zu Chemie und Physik. Lavosier war der erste Wissenschaftler, der das Wesen der Flamme näher untersuchte und dies seinen Schülern mitteilte. Bis dahin galten die vier Grundelemente Feuer, Wasser, Luft und Erde als heilig und unzerlegbar. Im März 1780 hält Argand einen Vortrag über die Gewinnung von Alkohol. Dieser Vortrag stieß bei einigen Landbesitzern auf großes Interesse. Sie bewegten Argand, mit ihnen zu kommen und in Calvisson bei Montpellier, Südfrankreich, eine kleine Fabrik einzurichten. Ohne Eigenbeteiligung wurde Argand ein Gewinnanteil zugesprochen. Ein Vertrag wurde am 20.3.1780 aufgesetzt. Argand begann sogleich mit der Arbeit an der Brennerei. Nun lässt er seinen sechs Jahre älteren Bruder nach Calvisson kommen. Dieser führte weitestgehend die Handwerklichen Arbeiten in der Brennerei aus.

Um das Kesselhaus wirtschaftlich und gut zu beleuchten, läßt Argand von seinem Bruder Lampen bauen, die er im Gebäude installiert. Dies waren die ersten Lampen mit doppeltem Luftzug und Sturzflasche. Allerdings hatten sie noch keinen Zylinder und auch keine Dochtverstellung über Zahn- oder Gewindestange, er benutzte nur ein einfaches Häkchen.

Von allen Besuchern der Brennerei wird das helle Licht der Lampen bewundert. Argand dachte schon daran, diese Lampen patentieren zu lassen. Aus diesem Grund schickte er eine der Lampen zu seinem Freund, dem Magheilan. Dieser sollte überprüfen, ob in England auf solche Lampen ein Patent eingetragen ist. Durch widrige Umstände wird die Lampe in England nachgebaut, ohne das Argand etwas davon wußte. (Buch 38/231)

In Frankreich läßt Argand von seinem Bruder die Lampe verbessern. Auch arbeitete er an Zylindern aus Blech, haltbare Zylinder aus Glas konnte er damals noch nicht beschaffen.

1782 lernte Argand in Paris den Apotheker Quinquet und den Kolonialwarenhändler Lange (L’Ange) kennen. Diesen erzählte er bereitwillig und detailliert von seiner Erfindung, denn mit deren Hilfe wollte Argand die Lampe bauen und vertreiben, noch bevor er für diese ein Patent hatte. Auch erzählte er beiden, daß er nach England fahre und dort für die Lampe ein Patent anstrebe.

Doch Quinquet und L’Ange betrügen Argand und bauen die Lampe selbst, ohne seinen Namen zu erwähnen und ohne das Argand etwas davon wußte.

Im November 1783 stellte Argand die Lampe in Paris vor und fährt nach England, um diese dort patentieren zu lassen. Aber hier wird er abgewiesen, durch den Nachbau war diese bekannt. Dann sagte man, wegen der Sturzflasche, es sei die Lampe von Cardanus. In England erfährt er, daß seine Lampe von Quinqet und L`Ange in Paris gebaut wird. Nun beginnt ein langer Rechtsstreit zwischen Argand, Quinquet und L`Ange. Am 30.08.1785 wird Argand in Paris zum Erfinder der Lampe erklärt, aber der Rechtsstreit geht weiter.

Am 5.1.1787 willigt Argand in einen Vergleich ein. Ihm wird das Patent des Brenners zugesprochen und L’Ange das für den Glaszylinder. Beide erhielten das Recht die Lampe zu bauen, aber auf der Lampe mußte ein gleichschenkliges dreieckiges Schild sein.

Argand erhält von Ludwig XVI 24.000 FF und ein Grundstück in Versoisc am Genfer See. Dort baute er eine Lampenfabrik. Als Betriebsleiter setzte er erst seinen Schwager, danach den Sohn seines Freundes aus England, Herr Howard, ein. Durch die Französische Revolution 1789 wurden alle Patente aufgehoben, und das geistige Eigentum als Gemeingut erklärt.

Die Konstruktion des ersten Brenners von Argand waren zwei zylindrische Rohre mit verschiedenem Durchmesser. Diese waren am Boden miteinander verbunden und nahmen zwischen den Wandungen die losen Saugdochte auf. Ein zusätzlicher Blechring, an dem die Saugdochte angebunden waren, gab Stabilität und die Möglichkeit, diese zusammen in der Höhe zu verstellen. Die Verstellung geschah anfangs mit einem einfachen losen Drahthäkchen.

Später wurde der äußere Zylinder mit einer kleinen Ausbuchtung versehen (siehe Skizze). Durch diese ging ein Gestänge das mit einer äußeren Zahnstange in Verbindung stand.

Durch die neuen und enger gewebten Dochte verringerte sich der Zwischenraum der Blechzylinder. Dadurch bekam die Flamme mehr Sauerstoff und rußte noch weniger. Die außenliegende Zahnstange wurde zwischen die beiden Zylinder in den Dochtraum des Brenners verlegt. Mit dem Dochtschlüsselrad war nun der Docht direkt in der Höhe verstellbar und durch das Anbringen von Blechkrallen entfiel das Anbinden des Dochtes.

Es ist mir nicht bekannt wer die Zahnstange und Blechkrallen als erster in den Zwischenraum des Brenners konstruiert hat. Jedoch hatte die Carcellampe im Jahr 1800, für die außerdem am 24.10.1800, wieder ein Patent erteilt wurde bereits eine Gewindestange zum heben des Dochtes im Zwischenraum. Der Docht wurde am Dochthalter mit einem Faden angebunden.

Der Franzose Marcet Bordier, ein Neffe von Argands Frau und Nachfolger in der Lampenfabrik, konstruierte mit der Zahnstange 1805 die Dochtverstellung an seiner Astrallampe. 1809 wurde der Argandbrenner für die Sinumbralampe von dem Engländer Phillips in Paris mit einem Schneckendrieb versehen. Die Dochtverstellung geschah nun über die Zylindrhalterung der Lampe. Diese Vorrichtung (Spiraldochtregler) wurde Bereits 1802 von Smethurst und Paul in England konstruiert.

Seit der Erfindung des flachen Dochtes im Jahre 1783 durch den Pariser Leger und dem Schweden Altstömer wurden auch etliche Brenner mit flachem oder halbrundem Docht gebaut. Diese hatten jedoch eine wesentlich geringere Lichtausbeute als der Argandbrenner.

Der immer größer werdende Bedarf an Licht lies die Wissenschaftler nach neuen Brennölen suchen. Zu Beginn der 1830 Jahre wurden durch Chemiker die ersten Kohlenwasserstoffe destilliert. Vermutlich wurden die ersten Versuche, aus bituminösem Schiefer Destillate herzustellen, zuerst in Frankreich durchgeführt. Auch aus anderen Rohmaterialien, wie zum Beispiel aus Braunkohle, Asphalt, Torf usw. wurden Destillate gewonnen. Man trennte sie nach ihrem spezifischen Gewicht und gab ihnen verschiedene Namen wie zum Beispiel Solaröl, Photogen oder ähnliche. Diese Substanzen waren leichter als die Pflanzenöle und bedurften eigener Brennerkonstruktionen. Die neuen Brenner kamen auf vielen Lampen zur Anwendung und bildeten einen Übergang zum Petroleumbrenner.

So wurden auf den ersten Petroleumlampen in Amerika Flachbrenner eingesetzt, die ihren Ursprung in den vorgenannten Kohlenwasserstofflampen hatten.

Nach der Einführung des Petroleums 1859 in Europa wurde besonders in Deutschland und Österreich nach geeigneten Argandbrennern geforscht. Einer der ersten Brenner war neben dem Spiraldochtregler, der Anbinderundbrenner. Im Jahr 1865 entwickelte die Fa. Wild und Wessel, Berlin, den konischen Rundbrenner mit flachem Docht. Dieser erlangte 1870 im Kosmosbrenner seine volle Entwicklung und wurde Marktführer für die ganze Welt.

Während die ersten Dochtschlüsselräder der Argand-, Astral-, Carcel-, Moderateurlampen und andere nur flache oder ausgerundete Scheiben mit Rändelungen hatten, verwendete man nun Dochtschlüsselräder mit Firmenzeichen. Bei der Herstellung von Brennern wurden nicht immer eigene Firmenzeichen in die Dochtschlüsselräder geprägt. Bei größeren Bestellungen von Brennern konnte der Käufer eigene Initialen oder Figuren mit diesen einprägen lassen. Durch diesen Umstand ist es heute oft sehr schwierig Brenner den einzelnen Hersteller Firmen zuzuordnen, oder Namen von Händlern ausfindig zu machen.

Der neu erfundene Brenner von Argand bedurfte auch eines neuen Namens. Die Franzosen nannten ihn Bec, was soviel wie Rüssel oder Schnabel bedeutet. Bec Carcel war auch die erste genormte Lichteinheit (ab 1822). Vor dieser waren die Begriffe Mondlicht oder Normalkerze gebräuchlich. Bec Carcel hatte in Deutschland bis 1884 Gültigkeit und wurde dann von der Einheit (HK) Hefnerkerze.