Carcel- oder Uhrwerkslampe

Von der Idee besessen die Flamme auf den höchsten Punkt einer Lampe zu bringen, damit diese keinen Schatten wirft, war das Ziel vieler Erfinder.

Der Pariser Uhrmacher Guilaume Carcel (1750-1812) nahm sich die Pumplampe von Meister Grosse Meißen bzw. die des französischen Abtes Mercier zum Vorbild. Er konstruierte eine Lampe bei der das Öl nicht mehr von Hand zum Brenner gepumpt werden musste, sondern baute ein Federwerk auf dem Prinzip des Uhrwerkes und trieb damit eine Pumpe an. Dies war eine Einzylinder Glaskolbenpumpe mit einem Durchmesser von 6,7 mm, die auf beiden Seiten wirkte. Über Ventile und durch dünne Leitungen drückte die Pumpe das Pflanzenöl in den Argandbrenner. Dieser war mit einer innenliegenden Gewindestange zur Dochtverstellung versehen.

Die Pumpe lieferte reichlich Öl, so dass die Flamme immer gleichmäßig brannte. Das überschüssige Öl das von der Flamme nicht verzehrt werden konnte, lief in den Ölbehälter der Lampe zurück und stand dem Kreislauf erneut zur Verfügung. Für die Lampe erhielt Carcel am 24.10.1800 ein Patent. Dieses wurde von seinem Nachbarn, dem Apotheker Careau, vermutlich angemeldet. Careau war auch Miteigner von diesem Patent.

Erstmals stand der äußeren Formgebung einer Lampe nichts mehr im Wege. Denkt man an diejenigen die aus feinem Porzellan vasenförmig hergestellt wurden, oder an die amphorenartigen die mit eleganten Bronzearmaturen versehen waren. Der Phantasie waren nun keine Grenzen gesetzt. Die häufigste Form der Lampen war wohl die zylindrische, mit etwas vergrößertem Fuß zur Aufnahme des Federwerkes und um deren Standsicherheit zu erhöhen. Die äußeren Gehäuseteile waren meist in Messing gearbeitet und mit verschiedenen Mustern oder Motiven verziert. Um den Lichtschein optimal nutzen zu können stellte man die Lampen oft auf Dreifuß- oder Mittelfußständer.

Die Blendwirkung der Flamme hob man mit einer Milchglaskugel, die auf der Brennergalerie der Lampe ruhte, auf. Durch die ständig gleichmäßig brennende Flamme wurde diese Lampe auch zu Lichtversuchen eingesetzt. Bec Carcel war die erste genormte Lichteinheit. Diese hatte Gültigkeit bis 1884 und wurde dann von der Einheit (HK) Hefenerkerze abgelöst.

Durch den hohen Kraftaufwand, der zum bewegen des Kolbens der Pumpe notwendig war, war das Federwerk ständig überlastet und sehr oft beschädigt.

Carcel änderte einiges an seiner Lampe, doch wegen des hohen Preises und den ständigen Reparaturen an Uhrwerk und Pumpe setzte sich diese nicht durch. Für seine Erfindung opferte Carcel sein ganzes Vermögen und starb fast mittellos im Jahr 1812.

Doch seine Idee lebte weiter und wurde von vielen nach dem Ablauf des Patentes 1816 weitergeführt. Verbessert wurde die Lampe unter anderem von Gagneau, Nikod und Careau. Careau verbesserte die Lampe in dem er die Pumpe mit vier Kolben bestückte. Ab 1817 baute Gagneau zwei Seidenbälge in seine Pumpe ein, die er über ein Nockenrad, ähnlich wie beim Schlagwerk einer Uhr, drückte. Die wesentlichste Verbesserung erreichte Penot. Er konstruierte eine neuartige Pumpe und zwar eine Membranpumpe mit drei Kammern, auch Priesterpumpe genannt.

Als Membrane benutzte er Goldschlägerhaut. Dies ist die gegerbte Haut vom Dickdarm eines Rindes bzw. dessen Blinddarm. Durch das neue System ist die Pumpe gegenüber ihrer Vorgänger wesentlich leichtgängiger. Das Federwerk wurde lange nicht mehr so stark belastet, auch war das Abdichten des Pumpenkörpers wesentlich einfacher. Mit der Änderung der Pumpe auf zwei Kammern (durch Rimbert) erhielt die Lampe ihre endgültige Konstruktion und wurde bis etwa 1900 gebaut.

Die Uhrwerkslampe blieb jedoch die konstruktionsreichste und teuerste aller Lampen und war somit einer privilegierten Schicht vorbehalten. Selbst heute gilt die Lampe in einer Sammlung als große Rarität.


Carcellampe, Frankreich von 1819

Der Außenmantel der Lampe ist aus lackiertem Weißblech gewalzt. Die Abstufungsringe sowie der Hals der Lampe sind in vergoldeter Bronze gearbeitet. Der Innenbehälter (Ölbehälter) befindet sich im oberen Bereich des Fußes und im Hals der Lampe. Er ist mit allen anderen Teilen durch Weichlot fest verbunden. Auffallend an der Lampe sind der schlanke lange Hals und die Brennergalerie ohne Kugelträger. An dieser Stelle ist eine Blechhülse übergeschoben an der über drei Streben ein konischer Lampenschirm aus lackiertem Blech befestigt ist. Auf dem Fuß-Sockel befindet sich die Anschrift des Herstellers:

CARCEL, inventeur BREVETÉ
Rue de L´Arbre. Sec N° 18
A. PARIS.

Das Federwerk befindet sich im Fuß der Lampe. Es besteht aus zwei runden Platinen, die im Durchmesser der Größe des Fußes entsprechen, sowie dem Federpaket, einem Windflügel, vier Zahnradachsen und einem Sperrrad. Das Rad ist mit zwei ovalen Löchern versehen, die zur Aufnahme des Nockenschlüssels dienen. Mit ihm wird das Federwerk durch eine Bohrung im Bodendeckel aufgezogen. Die Zahnradachse Nr.3 hat eine Kurbelwelle. Von hier aus geht die Kurbelstange zum Pumpengestänge und weiter zum Kolben. Im Bodendeckel der Lampe sind mehrere Reparaturdaten eingeritzt, unter anderem die Jahreszahlen 1822, 1829, 1837, 1839, und 1842. Alle anderen sind nicht zweifelsfrei zu lesen. Auf der Aufzugfeder im Werk der Lampe befinden sich ein Namenzug und die Aufschrift Oktobre 1819, hierbei handelt es sich um das Herstellungsdatum der Lampe.

Die Pumpe hat einen Kolben der nach beiden Seiten arbeitet. Der zylindrische Kolben mit einem Durchmesser von 6,7 mm ist aus Glas. In diese Glaskappe ist die Kolbenstange mit Siegellack eingeklebt. Die Ölzufuhr zum Brenner wird über je ein Ansaug- und Druckventil gesteuert.

Der Brenner ist ein Argandbrenner. Drei dünne Rohre sind im Hals der Lampe eingelötet. Am Brenner selbst befinden sich drei dünne Stifte, die in die Rohre eingesteckt werden und so die Verbindung zur Lampe herstellen. Das Dochtschlüsselrad verfügt auf seiner Achse über ein Kragenrad. Dieses greift auf ein Zahnrad, welches mit einer Gewindestange verbunden ist über. Der Docht wird an eine Hülse, die mit einer Gewindemutter versehen ist, angebunden. Mit der Gewindestange kann der Docht in seiner Höhe einreguliert werden. Zur Aufnahme der Gewindestange ist das innere Brennerrohr mit einer Längsrille (Einbuchtung) versehen. Über eine dünne Rohrleitung wird das Öl von der Pumpe zum Brenner gedrückt. Die Leitung ist unter dem Brenner mittels einer Überwurfmutter mit diesem verbunden. Die Zylinderhalterung wird auf das äußere Brennerrohr aufgeklemmt. Auf der Zylinderhalterung ist eine Punze, (unleserlich) zwei weitere befinden sich auf der Brennergalerie.


Aufbau der Lampe

Brenner

  1. Zylinderhalterung
  2. Brennergalerie
  3. Brenner mit Zahnrad, Überwurfmutter und den drei Aufnahmestifte zur Befestigung an der Lampe.
  4. Dochtschlüsselrad mit Kragenrad und Aufnahmebock. Der Bock verfügt über eine Bohrung, durch diese wird ein Aufnahmerohr von der Lampe durchgesteckt. Dadurch wird die Verbindung zum Zahnrad und zum Brenner gewährleistet.
  5. Lampenhals und Trichter mit Aufnahme für Brenner

Pumpe

  1. Pumpenkörper mit Ventilsitz für Druckventile
  2. Kolben mit Buchse und Gestänge
  3. Grundplatte mit Saugventile
  4. Lederdichtungen
  5. Pumpensieb
  6. Druckventile
  7. Steigrohr mit Gewindeanschluss für Brenner

Geschlossene Pumpe mit Antriebsgestänge und Abdichtplatte für Ölraum.

Federwerk

  1. Federpaket
  2. Platine
  3. Sperrrad
  4. Vier Zahnradachsen, zweite von links, mit Kurbelwelle und Kurbelstange