Kerzen-Klemmleuchter 18./19. Jh.

Der Klemmleuchter besteht aus Blech und geschmiedetem Stahl. Zusätzlich besitzt er eine Dochtschere und ein Lösch-Hüftchen.
In früherer Zeit wurde die Kerze einfach nur als das Licht bezeichnet.

Bis etwa zur Mitte des 19 Jh. benutzten unsere Vorfahren, fast ausschließlich, Kerzen welche aus Talg hergestellt waren. Bienenwachskerzen waren der Kirche und dem Adel vorbehalten. Talg oder Unschlitt bzw. auch Inselt sind in erster Linie Fettabfälle von Wiederkäuern. Zu ihnen gehören Rinder, Schafe, Ziegen oder Hirsche. Das Fett von ihren Innereien ist für den Verzehr nicht geeignet. Auch das Fett verendeter Tiere kam hier zur Anwendung. Es wurde ausge-schmolzen, (in früherer Zeit auch so verwendet) gereinigt und in verschiedenen Verfahren zu Kerzen geformt.

Bis ins Mittelalter gab es hierfür fast keinen Berufsstand. Die Kerzen wurden meist in häuslicher Arbeit für den Eigenbedarf hergestellt. Die Kerzen verformten sich leicht bei Zimmertemperatur. Aus diesem Grund mussten eigene Kerzenhalter geschaffen werden. Einer dieser Halter ist der abgebildete Kerzen-Klemmleuchter. Eine Feder hält die Kerze in einem Ring fest. Eine weitere Bedeutung hatte die Feder als Löscheinrichtung. Brannte die Kerze bis in die Nähe der Feder ab, so wurde das Talg weich, die Feder schob dieses hoch und die Flamme erlosch. War aber der Docht zu lange, so konnte die Flamme weiterbrennen und die Kerze fiel brennend aus der Halterung. Kerzenreste stellte man auf die Bodenplatte und konnte sie dort abbrennen.

Einen großen Übelstand hatten zu dieser Zeit alle Kerzen, sie rußten, weil ihre Dochte nicht verbrannten. Aus diesem Grund musste ihr Docht ständig geputzt (gekürzt) werden. Goethe schrieb 1779 in einem Brief an Charlotte von Stein: »Wüßte nicht, was sie noch Besseres erfinden könnten, als wenn die Lichter ohne Putzen brennten.« Erst 1824 gelang es dem Franzosen Jules de Cambacèrés durch Flechten und einem gegengewickelten Faden eine Vorspannung in den Docht zu bringen. Nun krümmte sich dieser während der Verbrennung in der Flamme. Er gelangte so an das Flammenäußere, kam mit Sauerstoff in Berührung und verbrannte. Die Kerzenschere war nun überflüssig geworden. Goethe konnte sich noch 8 Jahre an dieser Erfindung erfreuen. Er starb im Alter von 82 Jahren am 22.03.1832, seine letzten Worte sollen »Mehr Licht« gewesen sein.

Nach der Erfindung des Stearin durch Chefreul um 1820 und die Entdeckung des Parafins 1830 durch Reichenbach kann man die Entwicklung der Kerze weitgehend abschließen. Jedoch besonders die ländliche Bevölkerung hielt auch noch nach diesen Erfindungen an den billigen Talgkerzen fest. Die Kerzen und auch die Dochte konnten in Eigenleistung fast kostenlos hergestellt werden. Sie waren trotz ihres üblen Geruches und dem ständigen Putzen des Dochtes noch lange Zeit in Gebrauch.

Wegen der Brandgefahr wurde die Benutzung des Kerzen-Klemmhalters um 1880 verboten.

Höhe des Halters ca. 26 cm. Breite der Bodenplatte ca. 10,5 cm, Länge ca.17 cm.

Sammlung Lothar Spaniol | 85/05.10