Carcel Etalon-Photometer um 1900

Der Außenmantel der Lampe ist aus lackiertem Weißblech hergestellt. Die Aufnahme für den Brenner ist aus Messing gegossen. Im oberen Bereich der Lampe befindet sich der Ölbehälter. Er ist mit allen anderen Teilen durch Weichlot fest verbunden. Auf dem Fußsockel befinden sich nebenstehende Aufschriften, eine weitere auf der Platine des Federwerkes. Laut Pariser Firmenverzeichnis aus dem Jahr 1900 handelt es sich bei dem Fabrikant um einen Nachfolger des Erfinders mit Firmensitz in der

Rue de L’Abre-Sec N° 18, Paris.

Bec Carcel war die erste genormte Einheit für die Lichtstärke. Sie hatte in Frankreich Gültigkeit seit 1822. In Deutschland wurde sie 1884 von der Einheit (HK) Hefenerkerze abgelöst. Zuvor war der Vergleich mit der Normalkerze, (Pfundskerze auch Vereinsparaffinkerze genannt), üblich. Es war eine, nach einem genauen Verfahren hergestellte, Paraffinkerze. Aus einem Pfund Paraffin wurden 6 Kerzen gefertigt denen man in den Docht, zur Kennzeichnung, einen roten Faden einwebte.

Diese Lampe wurde für Messungen der Lichtstärke verwendet. Alle notwendigen Maße und Handhabungen waren auch bei ihr genau vorgeschrieben. So benutzte man einen gewebten Docht aus 75 Strängen mit einem Gewicht pro dm3 von 3,6 g. Der geschulterte Zylinder hatte 47 × 34 mm im Durchmesser und eine Höhe von 290 mm, die Schulter lag bei 61 mm, der Verbrauch 42 g/h. Gespeist wurde die Lampe mit Colzaöl (Sommerrapsöl). Obwohl namhafte französische Beleuchtungstechniker die Ungenauigkeit der Carcellampe anerkannten hielt man dennoch auch nach 1913 in Frankreich an ihr fest. Von der Fa. Carcel wurden diese Lampen bis etwa 1910 hergestellt und vertrieben.

Das Federwerk befindet sich im Fuß der Lampe. Es besteht aus zwei Platinen, dem Federpaket, einem Windfang, vier Zahnradachsen und dem Sperrrad. Die Zahnradachse Nr.3 hat eine Kurbelwelle. Von hier aus geht die Kurbelstange zum Pumpengestänge und weiter zum Kolben. Im Bodendeckel der Lampe sind meh-rere Schriftzüge und Reparaturdaten eingeritzt 1904, 1906 und 1911. Auch ist die Gehäuse Nr. 67 ist dort eingetragen. Diese befindet sich auch dreimal auf der Pumpe, zweimal auf der Abdichtplatte und einmal auf dem Flansch des Ölbehälters. Im Federgehäuse sind keine weiteren Daten eingetragen.

Der Brenner ist ein 14'''Argandbrenner. Dieser wird bereits mit Gewinde in den Hals der Lampe eingeschraubt. Der Docht wird mit drei Krallen befestigt und über eine Zahnstange in der Höhe reguliert. Bei den frühen Carcellampen wurde der Brenner in drei Stifte eingesteckt die im Brennerhals eingelötet waren. Der Docht wurde an eine Hülse angebunden. Die Höhenregulierung erfolgte über einen Winkeltrieb und eine Gewindestange.

Technischer Aufbau der Lampe

  • 14''' Brenner zum Einschrauben in den Lampenhals (Fülltrichter). Das äußere Brennerrohr hat einen lichten Durchmesser von 23,5 mm und eine Höhe von 98 mm, das innere Rohr D = 17 mm, H = 100 mm.
  • Zylinderhalterung für 47 mm großen Zylinder
  • Brennergalerie ohne Kugelträger, der Kugelträger ist mit Krallen an der Kugel befestigt und wird über die Galerie geschoben. Die Photometrische Lampe wurde jedoch nur mit dem Zylinder betrieben. Auch besaß sie keine polierten Teile. Diese Teile hätten eine Reflektion zur Folge und somit eine Fehlmessung verursacht. Es ist zu vermuten dass sich über der Zylinderhalterung eine dunkle Hülse befand die eine Blendwirkung von dieser verhinderte. Betrieben wurde die Lampe mit gereinigtem Sommerrapsöl.

Zerlegte Pumpe

  • oberer Pumpendeckel mit Steigrohr zum Brenner
  • Schutzsieb
  • untere Pumpenplatte mit Saugventilen und Sicherung
  • untere Lederdichtung
  • Pumpenkörper, daneben Druckventile und Sicherung
  • obere Lederdichtung
  • Befestigungsschrauben, Glaskolben mit Kolben- und Führungsgestänge, Antriebsgestänge und Antriebsgabel zum Federwerk

Geschlossene Pumpe mit Antriebsgestänge und Abdichtplatte für den Ölraum.

Die Pumpe hat einen Kolben der nach beiden Seiten arbeitet. Der zylindrische Kolben im Durchmesser von 6,7 mm ist aus Glas. In diese Glaskappe ist die Kolbenstange mit Siegellack eingeklebt. Die Ölzufuhr zum Brenner wird über je ein Ansaug- und Druckventil gesteuert. Die Pumpe hat einen Hub von ca. 8 mm und eine Förderleistung je Hub von ca. 0,3 cm3 Öl. Die Kolbenpumpe von Carcel war neben der Membranpumpe von Rimbert die Leichtgängigste aller Pumpen die in Federwerksgetriebenen Lampen ihre Anwendung fand. Jedoch bei längerer Nichtbenutzung der Lampe klebte der Kolben in dem Zylinder ein und die Lampe war nicht mehr funktionsfähig. Dieser Umstand wurde bei der Membranpumpe aufgehoben.

Zusammengebautes Federwerk

Blick auf Antriebsgestänge, Platinen, Zahnradachsen, Kurbel-stange und Windfang. Das Werk wird senkrecht in den Fuß der Lampe eingesteckt und mit zwei Schrauben befestigt.

Eintragungen von Pariser Firmen aus dem Jahr 1900.
Auf Seite 1894 (unter Anderen), Carcel (ignat succ) scui fabricant Pour les expériences photométriques. Huile de. colza épurée, r. de l’Abre-Sec, 18.


Der folgende Text stammt aus:
Neues Handbuch der chemischen Technologie: Gasbeleuchtung und Gasindustrie Dr. Hugo Strache Braunschweig 1913
S. 143-45

Die französische Bougie de l’Etoile ist durch die Carcellampe gänzlich verdrängt worden und daher nicht mehr im Gebrauch. Zur Messung der Flammenhöhe bei den Kerzen hat Krüss einen optischen Flammenmesser konstruiert. Bei diesem wird ein umgekehrtes Bild der Flamme auf eine mit einem Maßstab versehene Milchglasplatte geworfen. Man kann sich jedoch auch einer aus Blech gefertigten Leere bedienen, deren zwei Spitzen das richtige Maß für die Flammenhöhe anzeigen. Wegen der Schwierigkeiten, welche die Normalkerze bietet, ist man in Frankreich im allgemeinen zur Anwendung der Carcellampe übergegangen, deren man sich dort schon seit dem Jahre 1822 bedient.

Dieselbe ist in Fig. 44 a u. b dargestellt. Sie wird mit Colzaöl (Sommerrapsöl) gespeist, das dem Docht durch ein mit Uhrwerksantrieb versehenes Pumpwerk zugeführt wird. Das Brennerrohr b hat 23,5 mm lichten Durchmesser der innere Luftzug 17,0 mm und der äußere 45,5 mm. Die Höhe des Zylinders soll 290 mm betragen der innere Durchmesser desselben oben 34,0, unten 47,0 mm. Die mittlere Dicke des Glases beträgt 2,0 mm. In der Höhe von 61,0 mm über dem unteren Rande des Glases besitzt der Zylinder eine Einschnürung (Schulter). Der Docht soll nach neueren Bestimmungen 7 bis 8 mm über dem Brennerrand herausragen. Der Zylinder soll so gestellt sein daß die Einschnürung 7 mm über dem Rande des Dochtes liegt. Der Docht ist aus 75 Strängen gewebt und soll 3,6 g pro Dezimeter wiegen. Bei genaueren Messungen ist für jede einzelne Messung die Lampe neu mit Öl zu füllen und ein neuer Docht einzuziehen.

Der Ölverbrauch soll 42 g pro Stunde betragen. Er darf jedoch zwischen 39 und 45 g schwanken und wird dann proportional auf 42 g Verbrauch umgerechnet. Die Lichtstärke ist jedoch gerade bei 42 g Ölverbrauch nicht proportional der Lichtstärke sondern ändert sich, wie die Kurve Fig. 45 zeigt. In der Nahe von A wäre der Verbrauch, proportional der Lichtstärke. Der Verbrauch von 42 g entspricht jedoch ungefähr dem Maximum der Lichtstärke bei B jedoch ist dort Proportionalität, wie die Kurve zeigt, nicht vorhanden.

Deleuil hat eine Waage konstruiert, welche ein Glockenzeichen gibt, sobald die Lampe 10 g Öl verbraucht hat.

Die Messungen mit der Carcellampe sollen erst 45 Minuten nach dem Anzünden ausgeführt werden, weil die Leuchtkraft derselben bis dahin zufolge der Erwärmung der Lampenteile in stetem Steigen begriffen ist. Eine beträchtliche Ungenauigkeit der Carcellampe ist auch durch die Anwendung eines Glaszylinders verursacht. Wenn auch die Dimensionen, desselben genau festgelegt sind, so ändert sich doch das Absorptionsvermögen zufolge Anwendung verschiedener Glassorten.

Die Ungenauigkeit und die schwierige Behandlung der Carcellampe ist auch von hervorragende französischen Beleuchtungstechnikern anerkannt worden. Trotzdem hält man in Frankreich auch heute noch an dieser Lichteinheit fest.

Vermutlich ist auf der Darstellung ein zeichnerischer Fehler. Bei der rechten Lampe handelt es sich nicht um die Etalonlampe sondern um eine Moderateurlampe. Diese sind meines Wissens als vergleichsmessungen nicht im Gebrauch gewesen.